Soziale Gerechtigkeit durch Systemische Beratung?

Soziale Gerechtigkeit stellt einen Wert in unserer Gesellschaft dar und ist im Grundgesetz festgeschrieben. Es ist wichtig, dass alle Menschen Chancen auf gute Lebensbedingungen haben. Jeder sollte ähnliche Bildungs- und Ausbildungschancen haben. Alle Menschen sollen ärztliche Hilfe bekommen, unabhängig ihrer finanziellen Mittel. Kinder sollen nicht in Armut aufwachsen.

Doch wie genau kann das im Alltag gelingen? Was kann jede:r Einzelne dafür tun? Wann genau fühlen wir uns gerecht behandelt? Wer kann eigentlich dafür sorgen, dass wir Gerechtigkeit empfinden? Leisten wir als systemische Berater:innen und Therapeut:innen einen Beitrag?

Menschen nehmen Beratungsangebote in Anspruch, wenn sie in einer Krise sind, Schicksalsschläge erlitten haben, sich in Veränderungsprozessen oder Notsituationen befinden. Doch wie können wir sie unterstützen und begleiten? Wir bedienen uns verschiedener Haltungen und Werkzeuge. Wir arbeiten auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung. Grundlegend ist unser Kompetenz- und Ressourcenfokus. Ein wichtiger Grundsatz ist: wenn sich ein Teilchen im System bewegt, hat das Auswirkungen auf das gesamte System. Und diese Bewegung führt zu neuen Möglichkeiten im Denken, neuen Erfahrungen und dann möglicherweise zu einer veränderten Wahrnehmung der Situation.

Systemische Beratung und Therapie kann Menschen stärken, sie in ihre Kraft bringen, ihr Selbstvertrauen und ihre Resilienz unterstützen. Kurzum: Beratung sorgt für innere Bewegung. Wie wäre es, wenn dann das sprichwörtlich bekannte Glas als nicht mehr halb leer, sondern halb voll wahrgenommen werden würde? Doch trägt das zu sozialer Gerechtigkeit bei? Oder ist damit eher gemeint, dass man über die Mittel verfügt, sich im Restaurant das eben erwähnte Glas auffüllen zu lassen, wenn man es ausgetrunken hat?