SRH Hochschule für Gesundheit
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Studierende der Logopädie als Vorlesepatinnen unterwegs

In Kooperation mit dem Leseohren e. V. lesen Studierende des Campus Stuttgart wöchentlich an einer nahegelegenen Grundschule vor.

36,5 Prozent der 1- bis 8-jährigen Kinder wird selten oder nie vorgelesen – das ergab der Vorlesemonitor 2023, der jährlich zentrale Basiswerte zum Vorlesen erhebt. Dabei ist Vorlesen laut der repräsentativen Studie einer der wichtigsten Impulse in der frühen Kindheit, da es nicht nur die sprachliche Entwicklung, sondern auch den Zugang zum späteren eigenen Lesen und den schulischen Erfolg in allen Fächern, die Entwicklung von Persönlichkeit und sozio-emotionalen Kompetenzen sowie die langfristigen Bildungs- und Lebenschancen fördert. 

Vorlesen stellt also schon weit vor der Schulzeit bedeutende Weichen für die Gesamtentwicklung von Kindern und ist daher bildungspolitisch in hohem Maße relevant. Doch wie bringt man das Vorlesen zu Kindern, die dieses im Elternhaus nicht erfahren? Einen Ansatz bietet der Stuttgarter Verein Leseohren e. V. Um Kindern die Freude an der Sprache und am Buch zu vermitteln, schult und betreut der gemeinnützige Verein mittlerweile über 500 ehrenamtliche Vorlesepat:innen, die im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet in Kindertagesstätten, Stadtteilbibliotheken, Schulen und bei anderen Trägern regelmäßig vorlesen. 

Mit dabei sind auch Studierende des ausbildungsintegrierenden Bachelor-Studiengangs Logopädie, betreut von Prof. Dr. habil. Karin Berendes und Prof. Dr. Elisabeth Meffert. Einmal pro Woche lesen sie Kleingruppen an einer nahegelegenen Grundschule vor. Eine von ihnen ist Nicola Koch, die uns ein paar Fragen zum Vorleseprojekt beantwortet hat.

 

Welche Erfahrungen haben Sie als Kind selbst mit dem Vorlesen gemacht?

Meine Eltern, besonders aber mein Vater, haben großen Wert darauf gelegt, mich durch Bücher in unterschiedliche Fantasiewelten zu entführen. Von "Wo die wilden Kerle wohnen" bis hin zu "Räuber Grabsch" war alles dabei. Auch mit der Geburt meiner zwei Schwestern hatte sich u. a. ein Zu-Bett-geh-Ritual mit den tollsten Geschichten entwickelt.

Warum engagieren Sie sich im Vorleseprojekt?

Ich finde die Idee wundervoll, Kindern, die nicht die Möglichkeit haben, vorgelesen zu bekommen, die gleiche Chance zu geben, in die Fantasie von Büchern einzudringen und sich davon fesseln zu lassen. Es ist schön zu sehen, wie begeistert die Kinder den Geschichten lauschen und später mit uns Pat:innen in den Dialog gehen.

Können Sie aus dem Projekt auch Erfahrungen oder Kompetenzen für Ihre berufliche Laufbahn in der Logopädie mitnehmen?

Definitiv. Durch das Leseohren-Projekt wird einem eine Tatsache nochmal richtig vor Augen geführt: Jedes Kind ist anders, ob in der Entwicklung, den Interessen oder auch den Bedürfnissen. Nur weil ein Kind das Alter X hat, kann die Entwicklung viel weiter voraus oder auch etwas verspätet sein. Man muss sich wirklich individuell auf die Kinder einstellen. Und das spielt auch für ein gelungenes Therapeuten-Patienten-Verhältnis eine unheimlich wichtige Rolle.

 

Wir bedanken uns bei Nicola für das kurze Interview und wünschen unseren Studierenden weiterhin viel Freude beim Vorlesen. 

Prof. Dr. habil. Karin Berendes

Professorin für den Bachelorstudiengang Logopädie, B. Sc.